Stollen der Erinnerung
Ständige Ausstellung zu KZ und Zwangsarbeit in Steyr

Verein Mauthausen
Komitee Steyr (MHKS)

In fünf „Flashlights“ wird die
Vorgeschichte der 1920er- und
1930er Jahre angerissen.

German Design Award 2016 - Special Mention  
Rat für Formgebung

“A unique exhibition has been created in the brick-lined tunnel of a Second World War air-raid shelter .....“
FX Design Magazine, London, October 2015

 

Stollen der Erinnerung

Die 140 m lange unterirdische
Bunkeranlage sollte die Zivil-
bevölkerung vor Bombenan-
griffen schützen.
Der innenliegende ehemalige
Schutzbereich war durch
Schleusen von den Zugängen
abgetrennt. Räumliches und
inhaltliches Zentrum der Aus-
stellung ist eine Gangsequenz mit
zwölf Leuchtinstallationen zum
ehemaligen KZ-Münichholz.
In der Mitte des Rundgangs (Stich-
stollen A) wird die Funktion der
Stollenanlage, ihre Errichtung
durch ehemalige Häftlinge erklärt.

Der „Förderungspreis zum Öster-
reichischen Museumspreis 2014“
für den „Stollen der Erinnerung“
würdigt die Dramaturgie der Gestaltung.

 

Stollen der Erinnerung

Projektträger: Verein Mauthausen
Komitee Steyr (MHKS)

Inhaltliches Konzept:
Bertrand Perz (wiss. Beratung),
Regina Wonisch (wiss. Kuratorin),
Karl Ramsmaier | MHKS (Leitung),
Martin Hagmayer (Bereich Täter),
Markus Rachbauer (Widerstand),
Waltraud Neuhauser, Katrin Auer

Station "Expansion der Steyr-
Werke". Typisierung und Ratio-
nalisierung der Produktion. Die
Exponate sind wie ein "Rapport",
ein sich wiederholendes Muster,
angeordnet, stellvertretend
für eine große Anzahl "bau-
gleicher" Teile.

Stollen der Erinnerung

„Vorhang“ aus gelochtem Stahl-
blech. Ab hier wird - als zweite
Erzählebene - die Perspektive
ehemaliger Zwangsarbeiter-
Innen und Häftlinge eingeführt.
Ihre Berichte sind in Kontrast zu
den für Propagandazwecke er-
stellten Fotos der Werks- und
Journalfotografen gesetzt.

Die Ausstellungsbereiche Zwangs-
arbeit und KZ kreisen um ähn-
liche, fast idente Themen. Vieles,
das im Bereich Zwangsarbeit an-
gesprochen wird, kehrt im Bereich
KZ verschärft, zugespitzt wieder.
An die Stelle einer „Ausstellungs-
erzählung“ tritt eine Abfolge von
Konstanten: Vorgänge, Zustände,
Leidensmuster.

Stollen der Erinnerung

Bereich KZ-Münichholz: Die Ge-
staltung stellt hier die Berichte
der ehemaligen Häftlinge in den
Vordergrund. Erster und bestim-
mender Raumeindruck ist eine
Abfolge weiß hinterleuchteter
Textflächen, das „Licht der
Erinnerung“. 

Stollen der Erinnerung

Bombenkrieg: Die beiden Leucht-
vitrinen (rechts) führen zu einer
gläsernen Barriere, die Objekte
zum Bau des Stollens und zu den
Bombardierungen der Rüstungs-
anlagen Steyrs zeigt. Hinter der
Barriere werden, tiefer liegend,
Reste einer Bombe sichtbar. Mit
der Wahrnehmung der Bomben-
reste erschließt sich auch die
Funktion des im Zugang gezeigten
Schubwagens: Mit derartigen Ge-
räten mussten die Häftlinge die
Schäden der Bombardierungen
beseitigen. Die Teilung dieses Aus-
stellungsbereichs in betretbare
und unbetretbare Bereiche ver-
weist auch auf den reglementier-
ten und exklusiven Zugang zur
Schutzanlage. 

Stollen der Erinnerung

Mit dem letzten Teil der Station
KZ Steyr-Münichholz beginnt
eine dritte, neue und andere
Ausstellungsebene. An die Stelle
von Berichten, die von Ausge-
liefert sein, Erleiden, und Aus-
löschung erzählten, tritt die
künstlerische Interpretation des
Erlebten. Im Bild links Zeichnungen
ehemaliger KZ-Häftlinge. Einige
dieser Zeichnungen wurden noch
während der Gefangenschaft im
KZ angefertigt. 

Stollen der Erinnerung

Das Bauwerk wurde in seinem
rohen, von den ehemaligen KZ-
Häftlingen aus dem Konglomerat-
gestein herausgearbeiteten
Charakter belassen.

Stollen der Erinnerung

In diesem Raum wird die Geschich-
te der TäterInnen thematisiert. Das
Leitbild hierzu liegt außerhalb des
Raums und zeigt den Abbruch der
letzten KZ-Baracke 1993. Der Aus-
gang ist durch massive – statisch
nicht notwendige – Pfeiler verengt.

Stollen der Erinnerung

Die beiden Außentore erhielten
neue Fassungen aus Stahl und
Beton, die das Stollenprofil nach
außen sichtbar machen. Im ge-
schlossenen Zustand bilden diese
halbtransparente Wände, die den
Stollen gegen den Außenraum ab-
schließen. Es gibt keine Türgriffe
oder sichtbare Zeichen des Zutritts.

Stollen der Erinnerung

Der Zugang liegt neben einem
stark frequentierten Weg. Auf
das Notwendige beschränkt und
zurückhaltend die Außenschilder:
ein kleines Schild mit Öffnungs-
zeiten, ein bewusst klein gehal-
tener Schriftzug auf einem zier-
lichen, aus Laserteilen gefertigten
Schrift-Träger. Dennoch kann die
hellorange Schrift auch aus grö-
ßerer Entfernung erkannt werden.

Stollen der Erinnerung

Tor 1, Vorderansicht
Blick vom Uferweg, der in den
1980er Jahren errichtet wurde.
Der Zugang zum Stollen liegt
tiefer.

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