Wiesenthal in Wien
JMW – Wien 2015

Das materielle Zeugnis der Arbeit
Wiesenthals ist sein Archiv. Das
sorgfältige Sammeln von Infor-
mationen, der Aufbau eines Netz-
werks von „Informanten“ bildeten
die Voraussetzung für die erfolg-
reiche Bearbeitung eines „Falls“.

Auf die Narrative, die sich aus der
Verknüpfung der Archivalien ent-
wickeln, antwortet die Gestaltung
mit einer visuellen und strukturel-
len Betonung der Quellen: Das
Archiv wird „geöffnet“, die aus
den Akten entnommenen Schrift-
stücke werden jeweils einzeln,
„Blatt für Blatt“, auf schmale
Borde gestellt, die aus einer
modular aufgebauten Hinter-
grundfläche ragen.

Wiesenthal in Wien

Die meist grau-beigen Exponate
sind auf schwarzen und braunen
Kartons montiert, die sich von den
Hintergrundflächen, die aus weiss
gekalkter Esche gefertigt sind,
abheben.

Vitrinenhauben aus Acrylgas, die
von der Vorderseite über die Ex-
ponate und Tragborde gesetzt
sind, ermöglichen, dass der
„Körper“ der Dokumente nicht
nur von vorne, sondern auch von
oben und von den Seiten gesehen
werden kann.

Gestaltung: Bernhard Denkinger
Kuratoren: Kuratorenteam des
Jüdisches Museums Wien in
Zusammenarbeit mit dem Simon
Wiesenthal Archiv Wien

Wiesenthal in Wien

Auch kleine Objekte, deren
„Geschichte“ von gleicher
inhaltlicher Bedeutung ist, wie
jene einer umfangreichen Gruppe
von Dokumenten, können sich
visuell behaupten. Als singuläre
Exponate in ein Hintergrundmodul
gestellt, das ähnlich groß ist wie
das Modul einer benachbarten
Objektgruppe, sind sie bereits von
Weitem als eigene Unterstationen
erkennbar.

Wiesenthal in Wien

Um die Wahrnehmung der Objekte
so wenig wie möglich zu beein-
trächtigen, sind die Ausstellungs-
texte auf eigenen Elementen
platziert. Die Texte sind direkt –
ohne weiteres Trägermedium –
auf der silberner Oberfläche der
Texttafeln (Dibond) aufgedruckt.

Im Wechsel mit den Hintergrund-
flächen, auf denen die Objekte
präsentiert werden, schaffen die
Textelemente einen kontra-
punktischen Rhythmus.

Wiesenthal in Wien

Die in der Ausstellung gezeigten
Videos und Filme sind in das
modulare System einbezogen.
Bei den Filmprojektionen – hier
ist aus gestalterischer Sicht das
Dokument auf eine Fläche und
einen Lichtabstrahlkegel redu-
ziert – ist das Modulelement als
Projektionsfläche ausgebildet.
Der Rand dieser Fläche ist vom
inneren Projektionsbereich
einige Zentimeter abgesetzt.
So bleibt das Grundmaterial der
Modulelemente erkennbar.

Wiesenthal in Wien

Im Foyer bildet ein raumhoher,
mit blauem Arylglas verkleideter
Rahmen aus Metall den Auftakt
zur Ausstellung. In die Konstruk-
tion eingefügt ist eine silberne
Tafel aus Alucobond, auf die eine
Bildsequenz zur Person Simon
Wiesenthals projiziert wird.

Die Projektionsfläche ist knapp
oberhalb des dahinterliegenden
Schriftzugs „Museum Judenplatz“
montiert, so dass der Zugang zu
den unterirdischen Museums-
räumen wahrnehmbar bleibt.

Werdendes Ruhrgebiet

Auf die strenge Struktur des
Ausstellungsraums, der durch
die Verbindung ehemaliger
Kohlebunker zu einem drei-
schiffigen, kathedralenartigen
Raum entstand, reagiert die
Ausstellungs-Architektur mit
Installationen, die jeweils über
mehrere Raumzellen reichen.

Werdendes Ruhrgebiet

Als Referenz an den Ausstellung-
raum, einem Industriedenkmal der
„Neuen Sachlichkeit“ aus den
späten zwanziger Jahren des
20. Jahrhunderts, wurden Raum-
teiler aus schwarz gefärbten
Industrieketten entworfen, die
den räumlichen Abschluss des
Ausstellungsraums bilden und
einzelne Stationen gegeneinander
abgrenzen.

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